Es sollte mich wundern, wenn schon der Turfmode bei den Sportsmännern (wo denn einer dran ist) ein
echtes Hinterachsdifferential mit Antrieb auf beiden Seiten ist, Polaris beim größeren RZR dann so ein dritthalbseitenes Ich-dreh-mal-nur-das-Rad-hinten-rechts verbauen sollte. Ich wette, dass das auch ein echtes Differential ist?!
@Thomas:
Für Fragen ist dieses Forum da. :-) Wir freuen uns immer, wenn sich jemand auch dafür interessiert, wie das eine oder andere bei unseren Polis funktioniert.
Du kannst natürlich die Suchfunktion des Forums bemühen, zum Beispiel nach "Allrad". Sind schon viele Fragen gestellt worden, z.B. wie hier:
https://polaris.forumieren.com/t2033-geschwindigkeit-mit-allradTrotzdem hier nochmal in
Kürze:
(die anderen wissen schon, was bei mir kurze Beiträge sind ^^ )
Aus dem Quadbereich kommt die hintere Starrachse: Eine durchgehende Welle, auf der beide Hinterräder sitzen. Folge: Antriebskraft wird 1:1 auf beide Räder übertragen. Die durchgehende Welle erzwingt ja, dass beide Räder genau im gleichen Winkel (gleiche Geschwindigkeit) drehen. Was passiert nun in Kurven? (Kannste dir schon denken: Es "schuppert"). Die Lösung ist ein Differentialgetriebe, oder kurz: Diff oder Differential. Prinzip: Die Antriebskraft wird auf beide Räder übertragen/aufgeteilt, dennoch dürfen beide Räder unterschiedlich schnell drehen. Das ist gut in Kurven (deshalb solltest du auf der Straße auch den Turfmode nutzen: Spart Lenkkräfte und Sprit!), schlecht hingegen auf Laub und glatter Straße. Eine Eigenschaft des Differentials ist nämlich: Blockiert ein Rad, geht die ganze Kraft auf das andere Rad. Das gilt auch umgekehrt: Dreht ein Rad besonders leicht durch (auf Eis zum Beispiel), so dreht es "ins Leere", während das andere Rad, was noch sinnvolle Bodenhaftung hat, stehenbleiben kann. Die ganze Motordrehzahl geht dann sinnlos in das durchdrehende, auf Eis stehende, Rad.
Was Dich nun verwirrt, ist die komische Bezeichnung: Ein Differential, was seiner Funktion nachkommt, also Drehzahlunterschiede zulässt, nennt man
offen. Beim PKW ist das Differential also
stets offen. Bei Fahrzeugen mit Geländeeigenschaften baut man extra die Möglichkeit ein, das Differential zu
sperren. Ein gesperrtes Differential verhält sich so, als sei eine Starrachse verbaut: Beide Räder müssen also zu gleichen Teilen die Kräfte aufnehmen, und mit exakt gleicher Geschwindigkeit drehen. Dreht ein Rad lose durch (auf Eis, oder weil es in der Luft hängt): Egal, das andere, was (hoffentlich) noch Bodenhaftung hat, muss ja mit.
Und jetzt kommen wir deiner Gesamtfrage wieder näher: Wann wofür was? Bei normaler Fahrt auf Asphalt oder mit höherem Tempo: Immer im Turfmode (Schalterstellung ganz rechts) fahren: Differential ist offen. Also: Ähnlicher Fahrkomfort wie beim PKW, niedriger Reifenverschleiß und Benzinverbrauch.
Im Schlamm, Gelände (oder ganz bewusst zum Um-die-Kurven-räubern): Schalter in die Mitte, also das Hinterachsdifferential sperren. Man kratzt damit herrlich durch die Kurven, zieht herrliche Staubfahnen. Natürlich rückt auch der nächste Reifenwechsel näher, und man muss ein klein wenig früher an die Tanke...
Jetzt noch das wichtige und gute bei Polaris: Die Schalterstellung links bedeutet "Allrad wenn nötig" (AWD on demand), und das ist bei Polaris wörtlich zu nehmen, d.h.: Mit diesem Schalter erzwingst Du nicht den Allrad, sondern
erlaubst ihn. Er
kann dann aktiv werden, muss aber nicht. Also: An hübschen Steigungen, auf Geröll, im Schlamm: Allrad rein! Sollte dann die Hinterachse durchleiern, weil man nicht vorwärts kommt, wird auch das Vorderachs-Diff gesperrt (dann erst!), und somit geht die Kraft dann auch auf die vorderen beiden Räder. Deshalb ist es bei Polaris auch ein echter Allrad-Antrieb (manche Hersteller treiben nur auf drei der vier möglichen Räder). Aber aus dem Dreirad-Alter sind wir Polifahrer ja raus...
Aber auch hier: Obacht! AWD (oder wie auch oft genannt: 4WD) empfiehlt sich aus Sicherheitsgründen
nicht auf der Straße bzw. im öffentlichen Verkehr (siehe Link oben): Wird der Allrad nämlich aktiv, sperrt auch das Vorderachs-Diff auf einmal. Folge:
Alle vier Räder müssen dann mit der gleichen Geschwindigkeit rotieren. Was das bedeutet, merkst du dann oberheftig in der Lenkung: Die Poli will nur noch geradeaus!!! Man merkt es schon bei gesperrtem Hinterachs-Diff, aber vorne (wo gelenkt wird) merkt man es besonders heftig. Dummerweise passiert es also genau dann, wenn man es am wenigsten braucht: Zum Beispiel auf Herbstlaub mitten in der Kurve einer Innenstadtkreuzung: Und schwupps will die Poli geradeaus. Also gilt immer: Üben und ausprobieren, wo viel Platz und nix im Weg ist:
Such dir einen unbefestigten Dreckplatz (bitte nicht die Wiese vom Nachbarn) und probier alle drei Schalterstellungen aus, während du im Kreis fährst (zum Aktivwerden des 4WD musst du dann auch mal recht kräftig Gasgeben, nämlich bis die Hinterräder durchdrehen). Du wirst deutliche Unterschiede merken!